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ERSTE

Leutzscher Willensleistung sichert wichtiges Unentschieden

By 12. Mai 2019August 20th, 2019No Comments

Hart umkämpft war das Spitzenspiel. (Foto: Christian Donner)

Der Titelkampf in der Oberliga Süd bleibt weiter spannend. Im Topspiel des Wochenendes trennte sich Spitzenreiter BSG Chemie Leipzig vom unmittelbaren Verfolger FSV Luckenwalde vor ausverkauftem Haus 2:2 (0:1)-Unentschieden und behält somit den 4-Punkte-Vorsprung in der Tabelle. Dabei stellten sich die von der Kulisse völlig unbeeindruckten Brandenburger im Alfred-Kunze-Sportpark durchaus als absolute Spitzenmannschaft der Oberliga vor, nur durch eine enorme Willensleistung gelang den Leutzschern kurz vor Schluss noch der vielumjubelte Ausgleichstreffer.

Somit ist die Konstellation vor den drei letzten Begegnungen unverändert. Will der FSV Luckenwalde die Chemiker noch vom Platz an der Sonne herunterstoßen, müssen die Blau-Gelben ihre Partien gegen Sandersdorf, in Krieschow und daheim gegen Hohenstein-Ernstthal gewinnen. Zeitgleich müssen die Brandenburger darauf hoffen, dass die Leutzscher bei International Leipzig, daheim gegen Eilenburg und in Gera noch einmal deutlich Federn lassen. Die bessere Ausgangsposition liegt nach wie vor zweifelsohne bei der Mannschaft von Trainer Miroslav Jagatic, die nach dem Remis gegen Luckenwalde in der Rückrunde weiterhin unbesiegt bleibt. Allerdings wird man im Chemie-Lager das Spiel richtig einordnen und letztlich das Fazit ziehen müssen, dass man quasi im letzten Moment den Kopf aus der Schlinge zog…

Vor einer imposanten Kulisse im mit 4999 Zuschauern ausverkauften Alfred-Kunze-Sportpark deuteten die Gäste aus Luckenwalde frühzeitig an, dass sie durchaus mit Ambitionen nach Leipzig gereist waren. Von Beginn an besaß der FSV Vorteile im spielerischen Bereich, auch aus Drucksituationen konnten sich die Brandenburger immer wieder befreien. Bereits nach wenigen Minuten hätte die Elf von Trainer Jan Kistenmacher dabei um ein Haar von einem Leutzscher Geschenk profitiert. BSG-Schlussmann Julien Latendresse-Levesque unterlief im Spielaufbau ein völlig unerklärlicher Fehlpass, als er die Kugel Luckenwaldes Takahiro Tanio förmlich in den Fuß spielte, doch machte der Chemie-Keeper beim anschließenden Schuss des japanischen Gäste-Stürmers seinen Fehler wieder wett (7.). Bei den Grün-Weißen war in den Anfangsminuten eine gewisse Nervosität unübersehbar. Zu viel stand auf dem Spiel, so dass konstruktive Offensivaktionen zunächst eine Seltenheit blieben. Den Chemikern unterliefen viel zu viele Ballverluste, sodass im Offensivspiel deutlich Sand im Getriebe war. Es musste schon eine Standardsituation herhalten, um das erste Mal für Torgefahr vor dem FSV-Gehäuse zu sorgen. So verlängerte Alexander Bury einen Eckball von Kai Druschky gefährlich in Richtung Gehäuse, doch Denis Repetylo konnte in Gemeinschaftsproduktion mit seinem Torhüter Konstantin Filatow Schlimmeres verhindern (11.).

Ansonsten blieben die Leutzscher weiterhin recht gehemmt. Luckenwalde war die präsentere Elf und hatte deutliche Vorteile im spielerischen Bereich. Immer wieder gelangen den Gästen vielversprechende Ballpassagen, auch wenn der letzte Pass in die torgefährliche Zone meist nicht ankam. Der Tabellenführer hielt jedoch mit seiner Kampfkraft dagegen. Angetrieben von der frenetischen Kulisse scheute die Jagatic-Truppe keinen Zweikampf und versuchte auf diesem Weg besser ins Spiel zu kommen. Sehr gut von Daniel Heinze eingeleitet gewann Druschky zwar zunächst das Laufduell gegen FSV-Abwehrspieler Tobias Francisco, doch im Anschluss setzte er seinen Schuss etwas zu hoch an (25.). Zwei Minuten später hätten die Leutzscher dann jedoch in Führung gehen müssen. Nach einer sehenswerten Einzelleistung und anschließender Top-Flanke von Philipp Wendt musste Florian Schmidt im Sturmzentrum nur noch den Schädel hinhalten, aber der Ex-Luckenwalder köpfte die Kugel aus Nahdistanz am Gehäuse vorbei (27.).

Dies änderte jedoch recht wenig daran, dass die Gäste die bessere Mannschaft blieben. So setzte Daniel Becker ein gefährliches Achtungszeichen kurz vor der Strafraumgrenze, glücklicherweise strich die Kugel aber knapp über den Querbalken (28.). Wenig später konnte Luckenwalde dann die Überlegenheit im Ergebnis ausdrücken, auch wenn die Platzherren dabei kräftig mithalfen. Zunächst setzte sich Repetylo im Mittelfeld gleich gegen drei Leutzscher durch, anschließend ließ Becker einen Rückpass von Tanio geschickt durchlaufen – Pascal Borowski hatte wenig Mühe, die Kugel zum 0:1 im Chemie-Gehäuse unterzubringen (32.). In der Folgezeit hatte die BSG große Mühe sich von diesem Treffer zu erholen, die Brandenburger hingegen wollten das Momentum sofort weiter nutzen. Sekunden vor dem Halbzeitpfiff servierte Maciej Kwiatkowski einen langgezogenen Freistoß in Richtung des zweiten Pfostens, wo ein Kopfball von FSV-Kapitän Marcel Hadel hauchzart am langen Eck vorbeitrudelte (44.).

Sehr offen sprach BSG-Trainer Miroslav Jagatic in der Pause die Geschehnisse des ersten Durchgangs an und gab seiner Elf wichtige Instruktionen für die zweiten 45 Minuten mit auf den Weg. Und diese schienen durchaus zu fruchten, da die Grün-Weißen fortan präsenter wirkten. Zwar blieb Luckenwalde auch in der Folgezeit spielerisch die bessere Elf, doch die Leutzscher wirkten im Kopf nun deutlich befreiter. So legte die BSG zweifelsohne nun eine Schippe drauf – eine Einzelleistung war der Ausgangspunkt, um sich den Wiedereintritt in die Partie zu ermöglichen. Unwiderstehlich drang Bury von der linken Seite in den Strafraum ein, wobei Hennig im Zweikampf etwas unbeholfen zu Werke ging und den Leipziger dabei zu Fall brachte – Strafstoß! Druschky ließ sich vom Punkt nicht zweimal bitten, der die richtige Ecke ahnende Filatow hatte gegen den straffen Schuss nicht die Spur einer Chance – 1:1 (63.).

Chemie war nun wieder im Spiel, in der Folgezeit peitschte die Kulisse ihre Truppe weiterhin erbarmungslos nach vorn. Die Gäste brauchten etwas, um sich von diesem Gegentreffer zu erholen, wobei sie sich die Kistenmacher-Elf kurz darauf selbst schwächte. Als Manuel Wajer nach einem beherzten Sololauf in der Luckenwalder Hälfte von Borowski von hinten umgegrätscht wurde, zückte Schiedsrichter Lorenz (Bad Langensalza) sofort Rot für den Torschützen zum 0:1 (72.). In der Folgezeit mit fast 20 Minuten in Überzahl, hinzu der zwölfte Mann auf den Rängen – das Momentum sprach definitiv für die BSG. Doch leider sah die Realität aus Leutzscher Sicht ganz anders aus. Als die dezimierten Brandenburger abermals in Führung gingen, wurde es mucksmäuschenstill im Alfred-Kunze-Sportpark. Einen Halbfeld-Freistoß von Becker verlängerte Kwiatkowski per Kopf ins Sturmzentrum, wo Christian Flath sich jeglicher Bewachung widersetzte und völlig unbedrängt zum 1:2 in die Maschen köpfte (76.).

Somit trat das ein, was man unbedingt vermeiden wollte – ein abermaliger Rückstand in numerischer Überlegenheit. BSG-Trainer Jagatic reagierte prompt, brachte mit Max Keßler und Eric Berger frisches Offensivpersonal und setzte in der Endphase alles auf einer Karte. Luckenwalde legte das Hauptaugenmerk in der Schlussphase selbstverständlich auf die Absicherung der kostbaren Führung, so dass die Leutzscher nun unverdrossen anrannten. Mit Marko Trogrlic kam zusätzlich noch ein großgewachsener Akteur in die Begegnung – nichts wollte man im Chemie-Lager unversucht lassen. Und fünf Minuten vor Schluss hatten die Grün-Weißen dann sogar die Riesenmöglichkeit zum Ausgleich. Nach einem klasse Zuspiel von Heinze gewann Berger zwar zunächst das Laufduell gegen Koplin, doch beim Torabschluss fehlte es an der nötigen Konzentration (vorbei, 85.). Nichtsdestotrotz rannte die BSG weiter an und belohnte sich kurz vor Ablauf der regulären Spielzeit doch noch für den immensen Willen. Nach einem weiten Ball von Benjamin Schmidt brachte Wajer die Kugel per Kopf in die torgefährliche Zone – der im Getümmel involvierte Keßler stiftete im Fünfmeterraum reichlich Unruhe, sodass die Kugel vom Kopf von Maciej Kwiatkowski irgendwie ins Gehäuse trudelte (89.). Der BSG-Anhang feierte den Ausgleich daraufhin fast wie einen Sieg, doch die Zuschauer mussten in der letzten Aktion noch einmal gewaltig die Luft anhalten. Völlig unverständlich rannten die in Überzahl agierenden Chemiker kurz vor Schluss um ein Haar ins Verderben und hätten damit den äußerst mühsam gewonnenen Punkt fast noch verspielt. Nahezu ohne jegliches Leutzscher Zweikampfverhalten stand nach den Stationen Tanio und Flath plötzlich Clemens Koplin völlig frei vor Latendresse-Levesque, doch durch resolutes und mutiges Herauflaufen verkürzte der Chemie-Schlussmann geschickt den Winkel und rettete seiner Elf damit den Teilerfolg (90.+1).

So blieb es letztlich beim 2:2 (0:1)-Unentschieden im Oberliga-Topspiel – ein Ergebnis, womit die BSG Chemie Leipzig letztlich gut leben kann. Luckenwalde stellte sich in Leutzsch als absolut würdige Spitzenmannschaft vor, aber die Brandenburger standen sich bei den Gegentoren und beim Platzverweis selbst etwas im Wege. Die Mannschaft von Trainer Miroslav Jagatic hat ihrerseits mit Sicherheit schon weitaus besser Fußball gespielt, doch der unbändige Wille zeichnet die Elf eben immer wieder aus. Nichtsdestotrotz müssen sich die Chemiker am kommenden Sonntag um 14:00 Uhr in Markranstädt gegen den FC International Leipzig deutlich steigern.

BSG Chemie Leipzig – FSV 63 Luckenwalde 2:2 (0:1)

BSG Chemie Leipzig: Julien Latendresse-Levesque – Manuel Wajer, Stefan Karau, Benjamin Schmidt, Philipp Wendt (88. Marko Trogrlic) – Andy Wendschuch, Marc Böttger (84. Eric Berger) – Daniel Heinze, Kai Druschky, Alexander Bury – Florian Schmidt (80. Max Keßler); Trainer: Miroslav Jagatic
FSV 63 Luckenwalde: Konstantin Filatow – Denys Repetylo (86. Aaron Bogdan), Maciej Kwiatkowski, Marcel Hadel, Clemens Koplin (90. Steve Müller) – Dabiel Becker (78. Jonas Arnold), Pascal Borowski, Takahiro Tanio, Christian Flath – Antonin Hennig, Tobias Francisco; Trainer: Jan Kistenmacher
Schiedsrichter: Richard Lorenz (Bad Langensalza) – Schiedsrichter-Assistenten: Florian Butterich (Adelhausen), Johannes Drößler (Gotha)
Tore: 0:1 Pascal Borowski (32.), 1:1 Kai Druschky (63., Foulelfmeter), 1:2 Christian Flath (76.), 2:2 Maciej Kwiatkowski (89., Eigentor)
Rote Karte: Pascal Borowski (Luckenwalde, 72., grobes Foulspiel)
Zuschauer: 4999 im Alfred-Kunze-Sportpark zu Leipzig-Leutzsch (ausverkauft)

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